Assunta

Assunta

Hallo, ich bin Assunta, 36 Jahre alt und – Kardiologin. Ich habe lange überlegt, was Euch von meinem Erlebten Mut machen könnte …

Ihr habt es Euch genauso wenig ausgesucht wie ich, ein „Fontan“ zu sein. Aber wichtig war und ist mir immer, dass ich viel mehr bin. Klar, mein Herzfehler ist ein Teil von mir, aber ich lasse mich durch ihn nicht definieren. Und ich habe mich und mein Handeln auch nie davon beeinträchtigen lassen. Die stärksten Einschränkungen erlebte ich nur durch die Haltung anderer zu meiner Erkrankung.

Ich hatte von Anfang an das Gefühl, ganz normal aufzuwachsen. Außer, dass ich meine Medikamente nehmen und immer wieder zu kinderkardiologischen Kontrollen musste, war bei uns in der Familie mein „Fontan-Herz“ kein Thema. Meine Eltern schafften es auch, mir den Eindruck zu vermitteln, dass ich so ziemlich alles machen kann. Heute weiß ich, dass sie dabei auch Ängste durchlitten, während sie selbstverständlich genau aufgepasst haben, dass ich es nicht übertreibe. Mir gab genau das die Stärke und die Erfahrung, meine Grenzen selbst erkennen und setzen zu können.

Während meiner Schulzeit war ich plötzlich „anders“, der Außenseiter, obwohl ich mich so gar nicht wahrgenommen habe und es sich mir auch gar nicht erschloss, warum ich auf einmal „anders“ war. Ich war dadurch oft alleine und habe mich viel auf mich konzentriert.

Insgesamt konnte ich trotz teils großer Felsbrocken, die mir zusätzlich zu meiner Grunderkrankung auf meinen Lebensweg geworfen wurden und teilweise auch immer noch geworfen werden, meinen Traum verwirklichen, Medizin zu studieren und meine Facharztausbildung zur Kardiologin zu machen.

Wenn ich mich mal nicht mit Medizin beschäftige, reise ich gerne: Vor allem Frankreich und die Stadt Wien sind meine Lieblingsorte. Wenn ich mal mehr Meer sehen möchte, findet man mich auch ab und zu auf einem Kreuzfahrtschiff.

Schon seit Jahren habe auch ich – wie viele andere Fontan-Patienten – mit den Langzeitfolgen zu kämpfen. Sie haben mich zwar immer wieder ausgebremst, aber nie aufgehalten – nach dem Motto: „hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen“.

Mit Hartnäckigkeit und einem gewissen Durchsetzungsvermögen kann man auch mit einem schweren Herzfehler einiges erreichen – gebt Eure Träume nicht auf, versucht sie zu leben!!!

Leider gibt es in unserer Gesellschaft noch zu wenige Menschen, die Verständnis für uns Patienten mit angeborenen Herzfehlern haben, sodass wir häufig neben unserer Erkrankung gegen zusätzliche Widerstände kämpfen müssen.

Die aktuelle Corona Pandemie hat mir wieder leidvoll ins Bewusstsein gebracht, dass ich eben doch nicht „ganz gesund“ bin und somit zur vulnerablen Gruppe gehöre und mehr aufpassen muss als andere …

Ich wünsche mir daher mehr Verständnis, Unterstützung und auch Rücksichtnahme – gerade jetzt in der Pandemie –, damit wir so optimal und so lange wie möglich unser Leben leben können.

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