Als Herzkranker Sport machen?

Als Herzkranker Sport machen?

Christian, 34, mit atriopulmonaler Fontan-Verbindung, erzählt:

„Als Kind hieß es für mich oft: ‚Du darfst das nicht!‘ Kein Sport. Nicht zu viel Anstrengung. Bloß aufpassen. Doch heute spiele ich Eishockey. Und ich habe gelernt: Es geht oft mehr, als man denkt.

Als Herzkranker Sport machen?
Mutmacher Christian Schmitz spielt Eishockey

Hallo, mein Name ist Christian. Ich bin mit einem halben Herzen auf die Welt gekommen. Das bedeutet: Mein Herz hat nur eine funktionierende Herzkammer, die sowohl das Blut in die Lunge als auch in den Körper pumpen muss – obwohl diese Arbeit normalerweise von zwei Kammern erledigt wird. Außerdem habe ich einen sogenannten Situs inversus. Das heißt, meine Organe liegen spiegelverkehrt in meinem Körper.

Mit drei Jahren hatte ich meine erste Operation. Trotzdem konnte ich als Kind ganz normal den Kindergarten, die Grundschule und später die weiterführende Schule besuchen. Ich habe erst relativ spät eine Ausbildung zum Schreiner begonnen und später noch ein Studium zum Holztechniker abgeschlossen. Heute bin ich selbstständig und arbeite meist remote.

In den 1990er Jahren hieß es bei einem Herzfehler wie meinem oft noch: ‚Bloß keinen Sport treiben.‘ Diese Meinung hat sich sehr lange gehalten. Dennoch blieb mein Fontan-Kreislauf erstaunlich stabil.

Schon immer war ich ein großer Eishockey-Fan. Während meines Studiums in Rosenheim habe ich dann 2017 angefangen, selbst Eishockey zu spielen. Ab da hat sich vieles verändert.

Meine Pumpkraft (Ejektionsfraktion, EF) lag zu Beginn bei nur 39 %. Als ich regelmäßig Eishockey gespielt habe und zusätzlich ins Fitnessstudio gegangen bin, hat sich meine Herzleistung deutlich verbessert. Bei meinem nächsten MRT im Jahr 2020 lag meine EF bei 53 %. Das bedeutete eine Verbesserung meiner Pumpkraft um 14 %.

Früher war mir oft gar nicht richtig bewusst, was mein Herzfehler eigentlich bedeutet. Als Kind versteht man vieles noch nicht – und als Jugendlicher will man es vielleicht auch gar nicht so genau wissen, aus Angst, anders zu sein oder ausgegrenzt zu werden.

Heute lebe ich bewusster. Ich ernähre mich gesund, nehme mir Zeit für mich und treibe regelmäßig Sport. Ob Weltreise oder neue sportliche Herausforderungen – ich setze mir immer Ziele, die mich motivieren und meinem Körper guttun. Mein Motto: ‚Ein halbes Herz – aber nicht halbherzig.‘

Ich möchte anderen Mut machen, die vielleicht gerade keine einfache Zeit mit ihrem Fontan-Kreislauf oder ihrem Herzen haben. Es ist nicht immer alles einfach – aber es lohnt sich, für ein gutes Leben zu kämpfen. Und manchmal kann schon ein kleiner Schritt – wie ein Spaziergang, ein neues Hobby oder ein sportliches Ziel – ein großer Anfang sein.

Außerdem ist es mir wichtig, mich aktiv in die Forschung einzubringen und an Studien teilzunehmen. Damit möchte ich helfen, die Zukunft für alle Fontan-Patienten besser zu machen. Ich möchte meine Erfahrungen weitergeben, andere unterstützen und zeigen, dass auch mit einem halben Herzen ein erfülltes und aktives Leben möglich ist. Denn ein halbes Herz bedeutet nicht, nur ein halbes Leben zu führen.“